Arbeit als Freude

Arbeit als Freude, nicht als Strafe: Was wir von Siggy Cragwell und den Bremer Stadtmusikanten lernen

Dieter Feige, August 2025

Erinnern Sie sich an die Botschaft der Bremer Stadtmusikanten? Ein Märchen, das uns lehrt, dass Alter kein Grund zum Aufhören ist. Stärke, Gemeinschaft und die Freude an einer neuen Aufgabe sind auch im Ruhestand möglich.

Gestern stieß ich auf eine Reportage im DAILY MIRROR, die diese Fabel in die moderne Realität überführt: Siggy Cragwell. Mit 85 Jahren arbeitet er noch immer mit Freude als Bahnhofsassistent in London. Er begann seine Karriere bereits 1962, als die Dampflok noch die Regel war, und steht auch heute noch jeden Morgen um 4 Uhr auf.

Was treibt ihn an? Nicht die Not, sondern die Freude und der soziale Kontakt. Seine Fahrgäste lieben ihn so sehr, dass sie ihn sogar in den Urlaub eingeladen haben!

Siggys Geschichte und das Märchen der Bremer Stadtmusikanten haben die gleiche Kernthese: Arbeit im Alter ist keine Strafe, sondern kann eine Quelle für Sinn, sozialer Teilhabe und Freude sein.

Angesichts des Fachkräftemangels und der Diskussion um das Renteneintrittsalter sollten wir uns diese Botschaft zu Herzen nehmen. Es geht nicht darum, Menschen zum Weiterarbeiten zu zwingen, sondern darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den „Bremer Stadtmusikanten“ und „Siggy Cragwells“ unserer Zeit ermöglichen, ihre Expertise und Freude am Tun flexibel und sinnvoll einzubringen.

Das Märchen, das uns durch die bekannte Statue der aufeinander stehenden Tiere in Bremen vertraut ist, habe ich mit KI in ein modernes Bild der Gegenwart übertragen.

Vielleicht liegt die eigentliche Veränderung aber auch schon in der Sprache? Die deutsche Bezeichnung „Ruhestand“ trägt eine stille Finalität in sich – wie ein Zustand von "Halt und nicht weiter". Im englischen Sprachraum hingegen ist „Retirement“ eher ein individueller Planungsbegriff und wird neuerdings sogar als „Encore Work“ bezeichnet – eine zweite, freiwillige Arbeitsphase, die nach dem ersten Karrierenende beginnt. Diese sprachliche Nuance spiegelt eine Haltung wider, die wir uns zu eigen machen sollten.

Ich hoffe, wir können uns von solchen Beispielen inspirieren lassen und das Narrativ vom Ruhestand neu denken.

Was denken Sie: Wie können wir die Freude an der Arbeit im Alter stärker in unserer Gesellschaft verankern?

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